Duna, der Dinosaurier by Lothar Streblow

Duna, der Dinosaurier by Lothar Streblow

Autor:Lothar Streblow
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2018-06-20T00:00:00+00:00


Im Sog der Wirbel

Morgenlicht schimmerte zwischen den Bäumen am Flußufer, spiegelte sich in den leise glucksenden Wellen. Langsam öffnete Duna ihre noch schlafmüden Augen. Eine Spinne krabbelte dicht vor ihr über den Halm eines Farns.

Neben ihr döste Kidu mit gesenktem Kopf. Im Halbschlaf pendelte er seinen langen Hals unter das Kinn von Duna. Die sanfte Berührung gefiel ihr. Und sie hielt ganz still.

Mit einemmal störte das Krachen von Zweigen die Ruhe am Fluß. Dunas Mutter schob ihren riesenhaften Körper durch den Uferbewuchs. Dabei hingen ihr noch einige Pflanzenreste aus dem Maul. Sie hatte offenbar ihren Hunger schon gestillt und wollte aufbrechen. Und Dira folgte ihrer Spur.

Kidu hätte gern noch ein bißchen weitergedöst. Doch als er spürte, daß Duna sich von ihm fortbewegte, trottete er hinterher. Er wollte den Anschluß nicht verlieren.

Sehr weit lief Dunas Mutter jedoch nicht. Schon nach wenigen hundert Metern zögerte sie. Hier endete der schmale Urwaldfluß. Vor ihr lag ein breit strömendes Gewässer, nahm den kleinen Zufluß auf.

Das letzte Stück war sie aus Bequemlichkeit im Wasser gelaufen. Jetzt stapfte sie platschend ans Ufer. Aufmerksam blickte sie sich um, musterte die wellenbewegte Fläche. Doch nirgendwo schien Gefahr zu drohen.

Die noch im Wasser schwimmenden Jungen aber spürten sehr bald eine andere Gefahr. Sie waren ja viel kleiner und leichter als Dunas tonnenschwere Mutter. An der Mündung, wo die verschiedenfarbigen Wasser beider Flüsse zusammenströmten, bildeten sich mächtige Wirbel. Und die drei Jungen trieben genau darauf zu.

Dira, die am weitesten voraus war, versuchte krampfhaft, Grund unter die Füße zu bekommen. Doch es gelang ihr nicht. Ihr Kopf tauchte sekundenlang unter. Und als sie wieder Atem holen konnte, befand sie sich mitten in einem riesigen, schnell drehenden Wirbel. Gurgelnd rauschte das Wasser um ihren schmalen Hals. Und sie spürte, wie eine unwiderstehliche Macht sie nach unten zog.

Duna und Kidu sahen schon von weitem, wie Dira mit dem Wirbel kämpfte. Doch eine Hilfe gab es nicht. Sie mußten versuchen, selbst so rasch wie möglich das rettende Ufer zu erreichen.

Schon spürte Duna den Sog an ihren Beinen. Nur trieb sie mit Kidu näher am Ufer als Dira. Hier waren die Wirbel kleiner, war der Sog nicht so stark. Dafür reichten ihre Kräfte aus.

Trotzdem wurden sie eine ganze Strecke weit stromabwärts getrieben. Erst bei einer langgestreckten, vom Ufer in den Strom ragenden Sandbank unterhalb der Flußmündung, bekamen sie wieder Boden unter die Füße. Und hinter der Sandbank stand das Wasser fast ruhig wie ein See.

Erschöpft stiegen die beiden ans Ufer, mit schwerfälligen Bewegungen. Tropfen rannen von ihren Flanken. Von Dira war nichts mehr zu sehen.

Aber neben ihnen, im ruhigen Wasser hinter der Bank aus Schwemmsand, lagen die Körper zahlloser Saurier: große und kleinere, frisch angetriebene und schon halb verweste, angefressene Stücke und verdriftete blanke Rippen und Beinknochen, teils vom Wasser bedeckt, teils im trockenen körnigen Sand halb vergraben. Und viele mußten schon sehr lange hier liegen.

Die Strömung hatte sie hier angetrieben, meist von weit her aus den Zuflüssen und vom Oberlauf des Stromes und einige auch aus den tödlichen Wirbeln, und hatte sie hier in stiller Eintracht versammelt: harmlose sanfte Pflanzenfresser und gierige Raubsaurier.



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